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06.01.2021

Yoga

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2020 war ein besonderes Jahr für Yoga: Yoga feierte das fünfjährige Jubiläum des Weltyogatages am 21. Juni und gleichzeitig unterstreichen

2020 war ein besonderes Jahr für Yoga: Yoga feierte das fünfjährige Jubiläum des Weltyogatages am 21. Juni und gleichzeitig unterstreichen aktuelle Studienergebnisse der Boston University School of Medicine die Wirksamkeit von Yoga und Physiotherapie bei Rückenschmerzen.

Aber wie fing eigentlich der Siegeszug von Yoga um die Welt an? Wie hat es sich im Laufe der Zeit entwickelt?

Indien: Ursprung in der Religion
Als Indien noch eine Kolonie Englands war, kamen mit der Zeit auch Übersetzungen aus dem Sanskrit ins Englische in die westliche Welt. Einen Höhepunkt erlebte Yoga dann Ende des 19. Jahrhunderts, als im Rahmen des Weltparlaments der Religionen ein hinduistischer Mönch auf dem Kongress einen flammenden Vortrag darüber hielt.
Anfang des 20. Jahrhunderts brachten zahlreiche indische Yoga-Meister die religiöse Meditationspraktik, die aus dem Hinduismus kommt, in die USA. Heute sollen hier 10 Prozent der Bevölkerung Yoga praktizieren. Deutschlandweit sind es mittlerweile nahezu 5 Millionen Menschen. Selbst als Wirtschaftsfaktor ist Yoga nicht zu unterschätzen: In einem Beitrag von Doris Arp berichtete der Deutschlandfunk im Jahr 2017 von einem geschätzten Umsatz laut Wall Street Journal von weltweit 42 Milliarden Dollar.
Von Indien ging dann auch wieder die Initiative aus, einen Yogawelttag einzuführen. Der Antrag des indischen Premiers wurde von der UN angenommen und man legte im Jahr 2015 den 21. Juni als Welttag fest.
Und heute? Gerade während des Corona bedingten Lockdowns boten viele Yogis, Trainer und Therapeuten Online-Kurse an. Denn eine Yogamatte findet überall Platz und sorgte in Zeiten eingeschränkter Trainingsmöglichkeiten zumindest für etwas Aktivität auch auf kleinem Raum.

Gleichgewicht zwischen Körper und Geist
Es gibt zahlreiche verschiedene Yoga-Stile. Und ein Teil des Yoga hat sich von der reinen Entspannungstechnik mit meditativ religiösem Hintergrund weg entwickelt hin zum körperlichen Aspekt der Übungen.
Hatha-Yoga, die weltweit beliebteste Yoga-Form, beinhaltet beispielsweise noch Elemente der ursprünglichen spirituell-philosophischen Intention, indem jede Yogasitzung mit dem Gruß „Namaste“ beginnt und endet. Aber ansonsten liegt der Schwerpunkt auf der physischen Bewegungsausführung, die jedoch langsam und sanft erfolgt. Die einzelnen Übungen, Asanas genannt, werden lange gehalten. Ziel ist es, den Körper zu dehnen, die Beweglichkeit zu trainieren und sich mit bewussten Atemübungen, sogenannten Pranayamas, vom Stress des Alltags zu entspannen. Das „Zur-Ruhe-Kommen“ als Gegenpol einer hektischen und schnelllebigen Zeit bei gleichzeitigem körperlichen Training zieht immer mehr Menschen in den Bann.

Yoga in der Physiotherapie
In Physiotherapie-Praxen werden hauptsächlich Hatha-Yoga-Kurse angeboten, denn sie sind mittlerweile in unserem Gesundheitssystem verankert und werden teilweise von den Krankenkassen bezahlt oder zumindest bezuschusst.
Geschäftsführer Hans-Peter Huber aus Stephanskirchen sieht in den Kursen einen Mosaikstein im Bewegungsangebot für die Patienten. Sie werden gut angenommen und ermöglichen es, ein zusätzliches Kundensegment an das Zentrum für Physiotherapie & Training zu binden: „Wir erweitern unser Portfolio und unseren Kundenkreis und schaffen dadurch eine weitere Schnittstelle zwischen Therapie & Training/Aktivität und tragen somit zur langfristigen Patienten-/Kundenbindung bei.“
Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit gibt er allerdings zu bedenken: „Wenn man es ganz isoliert betrachtet, ist es betriebswirtschaftlich schwierig. Allein die Ausbildung, über 600 Stunden, einer meiner Therapeutinnen verschlingt mehrere Tausend Euro – von der Zeit gar nicht zu sprechen. Für die § 20 Zertifizierung ist das jedoch erforderlich.“
Die unausgewogene Kosten-Nutzen-Relation ist genau der Grund, weshalb manche Physiotherapie-Praxen Abstand von diesem Angebot nehmen. So Ralf Baumann, Praxisinhaber von Therapie- & Trainingszentren Baumann, der sagt, es sei schwierig, die Kurse zu füllen. Zudem sei es mit einem hohen Werbeaufwand verbunden und gleichzeitig nicht einfach, jemanden mit der entsprechenden Yoga-Ausbildung zu finden.
Das Glück hatte Hans-Peter Huber, weshalb er diese „Ressource“ nutze, wie er sagt: „Schon allein im Hinblick auf die Mitarbeiterzufriedenheit.“ Bilal Al-Sarraj, Praxisinhaber aus Münster sieht das genauso. Er griff auf die Expertise einer Mitarbeiterin zurück, die sich zum PhysioYoga-Coach ausbilden ließ. Ganz aktuell, seit gerade zwei Monaten, hat er PhysioYoga in sein Programm aufgenommen.
PhysioYoga ist ein eigener Yoga-Stil, der auf Hatha-Yoga basiert, aber noch dazu die jeweilige Begleiterkrankung eines Patienten berücksichtigt. Die Weiterbildung ist auf Fachkräfte aus Heil-, Gesundheits- und Pflegeberufen und im Speziellen als Yogatherapie auf Physiotherapeuten zugeschnitten. „Wir wissen, welche Übungen die Patienten machen können oder nicht. Was ist limitiert, was ist fördernd. Wir führen ein individuelles, maßgeschneidertes Programm durch. Unsere Therapeutin moderiert die Übungen an und geht zu jedem Einzelnen hin, schwächt die Übungen ab oder steigert sie sogar.“
Hinweis:
Ein Interview mit der Entwicklerin von PhysioYoga, mit Monika A. Pohl, lesen Sie in der nächsten Ausgabe der TT-DIGI.
Das Besondere am PhysioYoga ist, kontraindizierte Übungen bei einem Krankheitsbild genau zu identifizieren. „Das kann eine Yoga-Lehrerin nicht“, so Bilal Al-Sarraj,  „sie hat weder die physiologische noch anatomische Ausbildung.“ Der Kurs, der einmal wöchentlich für 60 Minuten angeboten wird, sei mit acht Teilnehmern von Beginn an gut angekommen – ohne viel Werbung gemacht zu haben, so der engagierte Unternehmer. Allein mit sechs Teilnehmern rechne sich schon der Kurs. Eine 10er-Karte kostet 140 Euro. Zugleich passt das Angebot auch zum Konzept der Praxis: Physiotherapie und Individualtraining aus einer Hand mit einem nachhaltigen und aktiv-funktionalem Bewegungstraining. „In der modernen Physiotherapie kommt es darauf an, was der Patient selbst macht, nicht, was mit ihm gemacht wird“, so der ausgebildete Physiotherapeut, Personal Trainer und Motivationscoach. Der Erfolg der wiedererlangten Beweglichkeit motiviere den Patienten. Gleichzeitig setzt der Kurs auf die Gruppendynamik. Und Gruppendynamik motiviert!

Fitnessorientiertes Yoga
Das ist in den Fitness-Studios nicht anders, die den Yoga-Trend für sich entdeckt haben. Das Ergebnis sind weitere Entwicklungsstufen bis hin zum Detox-Yoga zum Entgiften des Körpers oder als Workout in Form von Power-Yoga. Hier findet man weder reine Atemübungen noch Meditation, dafür Dynamik, kurzes Halten der Positionen, Anstrengung und Schweiß. Ziel ist es, die tieferliegende Muskulatur zu trainieren, um Kraft, Balance, Koordination und Gelenkigkeit zu verbessern.
Ein neues Angebot kombiniert sogar Yoga mit TRX-Schlingentraining. Die Trainingsmethode verbindet Asanas mit Functional Training. Die Übungen können von leicht bis schwer individuell auf den Trainierenden abgestimmt werden. So kann nach einer Verletzung zuerst statische Stabilität trainiert werden, um dann langsam wieder in die Bewegung zu kommen. Gleichzeitig punktet der Personal Trainer mit mehr Abwechslung im Training.
Ob das noch wirklich Yoga ist? Einigen geht allein die Körperbetonung zu weit. So äußerte sich Günsel Selici, Betreiberin eines Yoga-Studios, in einem Interview mit Sarah Stork in der Welt am 12. April 2016 in der Rubrik Sport-Fitness: „Yoga zu betreiben, ohne dabei die spirituelle Dimension zu berücksichtigen, ist für mich Gymnastik, aber kein Yoga.“
Allerdings kann man heutzutage sagen: Ob sportlich dynamisch oder langsam entspannend, ob körperliche oder spirituelle Dimension – für jeden gibt es einen Yogastil. Und: Es gibt kaum ein Warm-up oder Cool-down, in dem nicht ursprüngliche Asanas oder davon abgeleitete Übungen Eingang gefunden hätten.


Reinhild Karasek





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